Von Sabine Raithel
Stockheim / München. Karol Hurec steht in seinem Atelier im Kronacher Spital an einer großen Bücherwand. Neben zahllosen Kunstbänden bewahrt er hier auch seine eigenen Skizzenbücher und Aufzeichnungen auf. Notizen, die bis weit in seine Schul- und spätere Studienzeit zurückreichen. ……..
Das Studium der Kunstpädagogik und Malerei nimmt er 1969 auf. Eine Zeit, in der wie in allen Universitätsstädten auch in München die studentischen Unruhen brodeln. Fotos zeigen ihn als jungen Mann mit - für diese Zeit typischer - langer Mähne und Bart. Doch statt sich die Nächte um die Ohren zu schlagen, sitzt Karol Hurec jeden Morgen bereits um sieben Uhr im Zeichensaal.
Der Maler und Akademieprofessor Heinz Butz lädt um diese Zeit seine Studierenden zu Vertiefungsgesprächen ein. Butz, äußerlich eher unscheinbar, beeindruckt Hurec mit seiner puristischen Einfachheit, Geradlinigkeit aber auch mit seiner menschlichen Wärme. In der Gegenwartskunst ist Butz ein glanzvoller Name, dessen Arbeiten u.a. in der Sammlung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus zu finden sind. Der Kunstprofessor wird zum künstlerischen Ziehvater des jungen Studierenden Karol Hurec. „Neben der Bedeutung und Aussagekraft, die ein Punkt oder Reihen von Punkten haben können, habe ich von Butz vor allem gelernt, wie wichtig das Zusammenführen von Denken, Fühlen und Sehen ist.“ …….
Daneben studiert Hurec Philosophie, beschäftigt sich mit Logik und Wahrheit, dem Woher und dem Wohin. „Was wir jedoch nicht gelernt haben war, wie der Kunstmarkt funktioniert und wie man sich da positioniert.“ ………
Zu Beginn der 1980er Jahre gründen Krystyna und Karol Hurec eine kleine Galerie für zeitgenössische Kunst - die erste dieser Art in Kronach. 1981 heben …. Karol Hurec und Eberhard Kurz gemeinsam den Kronacher Kunstverein e.V. (KKV) aus der Taufe. Mit Ausstellungen renommierter Künstlergrößen - von Otmar Alt über Joseph Beuys bis Ernst Fuchs -… in der Folgezeit verleihen Karol Hurec und Willi Karl dem Kunstverein ein unverwechselbares Profil und Strahlkraft weit über die Grenzen des Landkreises hinaus. …..
20 Jahre lang leitet Hurec den KKV als erster Vorsitzender; in der Zeit hält er mehr als 100 Eröfnungsreden im KKV, ist aber auch gefragter Redner in anderen Galerien und Museen in Bayern. Er schreibt Katalogtexte und bringt 2021 seinen Essay „Der relative Kunstbegriff“ in Buchform heraus. ……..
Als Kunstschaffender bleibt Karol Hurec ein Suchender. Bis heute. Der Funke des erforschenden Wollens, den seine Professoren an der Kunstakademie einst bei ihm entfachten, der lodert bis heute in ihm. Die Kunst von Karol Hurec ist sein Weg, die Welt zu verstehen und Dinge sichtbar zumachen. Seine Malerei, seine Objekte und Installationen haben dabei immer eine tiefe Botschaft.Mal sind es gesellschaftskritische Statements gegen Gender-Ungerechtigkeit, mal gegen Militarismus, Ausbeutung und Atomwirtschaft. In seinem künstlerischen Werk bezieht er sich auf Physik, Religion und Philosophie. Immer wieder sucht er nach dem Ursprung der Welt, versucht Licht und Schatten, das Alles und das Nichts zu verstehen und sichtbar zu machen. Vor 50Jahren, als Absolvent der Akademie der Bildenden Künste in München, malte er das „Nichts“ mit weißer Farbe auf weißem Papier. Heute beschäftigt er sich mit dem „Alles!, dem großen Ganzen,das er in seinen quadratischen LED-Objekten chiffriert. Das „X“ ist in den aktuellen Arbeiten von Hurec ein immer wiederkehrendes Element, meist mittig platziert, meist rot leuchtend. Ob er damit den Code für das weibliche Chromosom „XX“ meint, oder ob er dem Sog einer binären Weltformel(x=xn) folgt, die die digitale Welt des „Alles und Nichts!, der Nullen und Einser, erklärt - das bleibt offen. Wichtig sei ihm, so der Künstler, Unsichtbares sichtbar zu machen. Dazu gehören für ihn auch Frauen, die im Schatten oft großer Männer in Vergessenheit geraten. Einer davon, Mileva Marić, der Frau Albert Einsteins, hat er eine ganze Werkserie gewidmet.
Am heutigen Tag verleiht Bayerns Ministerpräsident Dr. Markus Söder Karol Hurec in München das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. „Ich habe mich immer bemüht, Licht auf Dinge und Menschen zu richten, die sonst nicht gesehen werden können oder übersehen werden“, sagt Karol Hurec.
„Jetzt werde ich selbst plötzlich ins Licht gerückt. Das ist ungewohnt - aber auch schön. Und ich bin einfach dankbar für diesen Lebensweg.“